Man kommt ja zu nix!

Oft wünsche ich mir, auch einer dieser älteren wütenden Blogger zu sein, die eingesponnen in ihre eigenen wilden Weltbildwahrheiten ihren Breitbandanschluss dazu nutzen, das Internet mehrmals täglich mit ihren Weisheiten zu versorgen. Man kennt ihre Namen, man hat ihre Gesichter vor Augen. Würde ich auch gern. So Zeug bloggen. Ich habe aber keine Zeit. Ich habe zwei Kinder, eine Spülmaschine und viele andere Dinge, die pausenlos große Teile meiner wenigen Lebenszeit für sich beanspruchen. Ich schaffe es ja gerade mal, eine wöchentliche Glosse für den Zwangsgebührensender WDR 2 zu schreiben. So auch diesmal. Sie heißt einfach nur „Vier Jahre Trump“, könnte aber auch heißen „Was hat der Irre heute wieder angestellt“. Das ist nämlich die Frage, die ich mir morgen für morgen stelle. Und es gibt wirklich ein Füllhorn an kranken Ideen, die Trump in die Tat umsetzen könnte. Meine Auflistung ist sicher nicht mal halb so krass wie das, was den USA noch alles bevorsteht. Wenn kein Amtsenthebungsverfahren dazwischen kommt. Ein Gutes hat das ganze: Die Zeit der drögen, erlebnisfreien Weltpolitik ist erstmal vorbei.

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WDR 2 Kabarett | 31. Januar 2017 | Vier Jahre Trump

Erschrocken erleben wir gerade, dass ein US-Präsident seine Wahlversprechen tatsächlich umsetzt. Wohin wird das führen? Ich wage mal einen Ausblick darauf, wie die USA in knapp vier Jahren aussehen werden. Im Jahr 2021. Wenn Donald Trumps Amtszeit endet. Also: Die USA bestehen fast nur noch aus Golfplätzen, Maisfeldern, Frackingfeldern, Casinohotels, Klimaanlagenfabriken und Schießständen. Google, Facebook und die restlichen Firmen aus dem Silicon Valley sind weggezogen in die Steueroase Großbritannien. Frankreich hat die Freiheitsstatue zurückgeholt. Die Hälfte der US-Bevölkerung ist gleich mit ausgewandert. Die Mauer zwischen Mexiko und den USA gilt als größte Touristenattraktion der Welt. Von mexikanischer Seite ist sie ebenso bunt bemalt ist wie früher die Berliner Mauer in Westberlin. Nach Mexiko darf man nämlich einreisen. Es ist das sicherste Land der Welt, seit keine Waffen aus den USA mehr dorthin gelangen und Drogenschmuggel Richtung USA keinen Sinn mehr macht. Die USA hingegen lassen schon lange gar nichts mehr rein. Immigration gilt als Terrorismus. Erst traf es Moslems. Dann alle Menschen, die bei deutschen Autofirmen arbeiten oder ein deutsches Autos gekauft haben. Und alle, die kein in den USA gebautes Smartphone besitzen. Also alle. Apple muss sein iPhone in den USA produzieren lassen. Das total überteuerte Teil, aus US-Stahl geschmiedet und mit US-Mikroelektronik gespickt, ist außerhalb der USA unverkäuflich. In den USA benutzen es die Leute als Hantel, mit der man fotografieren kann. Die Nationalparks der USA wurden privatisiert und teilweise in Maisfelder, Frackingfelder oder Bauland umgewandelt. In einigen stehen nun russische Atomkraftwerke. Aus anderen hat man Trump-Golfplätze gemacht. Mit angeschlossenen Trump-Casinohotels. Jeder US-Bürger muss einmal im Jahr tausend Dollar in einem Trump-Casino-Hotel lassen, sonst verliert er seine staatsbürgerlichen Rechte. Überhaupt: zur Wahl zugelassen sind nur noch weiße, hundertfünfzig Kilo schwere Trump-Sympathisanten, die jeden Tag aus patriotischem Pflichtgefühl fünf Gallonen Cola trinken, alle Chuck Norris-Filme kennen, Umweltschutz für eine chinesische Erfindung halten und an den Osterhasen glauben. US-Präsident Trump blickt derweil seiner zweiten, lebenslangen Amtszeit entgegen. Dafür hat die sympathische vierundsiebzigjährige Lichtgestalt per Dekret die Verfassung ändern lassen. Und wenn er doch mal sterben sollte, regiert er einfach weiter. Tiefgefroren. Oder als Hologram. So genau weiß er das noch nicht. Ist ja auch noch etwas Zeit. Hua!

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